Freitag, 2. Juli 2010

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BMW Mega City Vehicle

Leichtgewicht aus München

Aus München berichtet Tom Grünweg

BMW möchte das Auto ganz neu denken: In drei Jahren wollen die Münchner ihr so genanntes Mega City Vehicle auf die Straße bringen, das mit vielen Konventionen brechen soll. Der Motor sitzt hinten, der Antrieb funktioniert elektrisch und das Gewicht ist erheblich reduziert.

Seit Monaten spekuliert die Branche über das ominöse "Project i" von BMW - bisher hat noch niemand eines der geplanten Stadtfahrzeuge zu Gesicht bekommen. Jetzt geben die Münchner erstmals einige Informationen preis - statt des ganzen Mega City Vehicle (MCV) zeigt der Hersteller jedoch zunächst nur Schrott.

Es handelt sich um die gecrashte Karosseriestruktur des künftigen Großstadtmobils - mehr will Projektleiter Peter Ratz nicht preisgeben. Zu weit sei das vermeintlich revolutionäre Fahrzeug noch von der für 2013 avisierten Serienproduktion entfernt. Zu immens seien die Technologiesprünge. Und zu groß die Neugier der Konkurrenten.

Doch weil der Konzernvorstand seit drei Jahren immer wieder von diesem Projekt spricht, sobald die Rede auf die Zukunft kommt, und weil BMW-Chef Norbert Reithofer vor wenigen Wochen erstmals über einen Terminplan sprach, ließ BMW die Katze jetzt zumindest ein winziges Stückchen aus dem Sack. Dass die Münchner ein zerdeppertes Karrosseriemodul zeigen, kommt dabei nicht von ungefähr. Denn an diesem Bauteil ist sogleich zu erkennen, was an diesem Auto anders ist.

Es fängt bei der Materialauswahl an: Als erste wollen die Bayern für den Stadtwagen eine Karbonkarosserie in die Großserie fertigen. Bislang gab es das nur für Raumschiffe, Formel-1-Rennautos und Supersportwagen wie den Bugatti Veyron. Das soll nun anders werden. Immerhin sammelte BMW bereits Erfahrungen mit dem in größeren Stückzahlen produzierten Karbon-Dach des BMW M3.

Herzstück des Leichtbaumaterials ist eine vermeintliche Wunderfaser aus 50.000 Karbonfäden, die in der Nähe von Seattle gesponnen und im oberpfälizischen Wackersdof zu großen Matten verarbeitet wird, in einem Joint Venture zwischen BMW und der Firma SGL Carbon.

Der Aufwand lohne sich, sagt Projektleiter Ratz. Denn Karbon sei nicht nur rostfrei und besonders stabil, sondern auch extrem leicht. "Im Vergleich zu Aluminium sparen wir 30 und gegenüber Stahl sogar 50 Prozent an Gewicht", sagt er.

Das neue Konstruktionsprinzip mit dem Gute-Laune-Namen

Ebenfalls ungewöhnlich ist die Konstruktion. Weil das MCV konsequent als Elektrofahrzeug entwickelt wurde, "gibt es keine Kompromisse", sagt der Entwickler. Prompt gibt es auch ein neues Marketing-Kunstwort, es heißt Live-Drive-Konzept. Live steht für das Passagier-Modul aus Kohlefaser, Drive für das Fahrmodul, in dem der Antrieb untergebracht ist. In einer ebenfalls leichten Aluminium-Konstruktion unter dem Wagenboden steckt der Lithium-Ionen-Akku und im Heck der E-Motor sowie die Elektronik. Verbunden sind Live und Drive durch lediglich vier Schrauben und ein paar Klebepunkte.

"Diese Lösung ist für unsere Zwecke viel besser geeignet als eine herkömmliche Autokonstruktion", sagt Ratz. Einerseits können auf dem Fahrmodul so schnell und billig unterschiedliche Karosserievarianten befestigt werden. Andererseits passt es prima zum Elektroantrieb. "Der Motor ist viel kleiner und leichter als bei einem normalen Pkw", erläutert Patrick Müller aus der Antriebsentwicklung. "Dafür ist der Tank, also die Batterie, drei bis vier mal so groß." Und um ein Vielfaches schwerer.

Die große Frage lautet: Wie wird das Auto leichter?

Das neue Bauprinzip spart vor allem Gewicht. Rund 100 Kilo weniger wiegt die Karbon-Alu-Kombination im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlgerüst. Und gegenüber einem nachträglich umgerüsteten Mini E oder dem BMW 1er mit Elektroantrieb bietet das neue Konzept gar Gewichtsvorteile von bis zu 500 Kilogramm. Schluss mit Heavy Metal, lautet die Devise.

Auch das Format des MCV überrascht. Es braucht nicht viel Phantasie, um aus der Fahrgastzelle auf einen Viersitzer von etwa vier Metern Länge zu schließen. Demnach wird das Auto nicht kleiner als der Mini, sondern eher größer. Projektleiter Ratz: "Wir haben bei der Planung klein angefangen." Allerdings stoße ein ultrakompakter Zweisitzer rasch an Grenzen. "Weltweit haben unsere Kundenbefragungen den Wunsch nach vier Plätzen ergeben."

Wahlweise gibt es auch einen Range-Extender oder eine Hybrid-Version

Auch nach der Konfiguration des Antriebs wurde das potenzielle Klientel für ein solches Stadtmobil befragt. Viele Details dazu mag Ratz nicht nennen, doch ein paar Andeutungen immerhin macht er. Demnach dürfte das Spitzentempo des MCV zwischen 100 und 150 km/h liegen und der Aktionsradius zwischen 160 und 200 Kilometern. Zudem sei in der Konstruktion auch eine Version mit Range Extender und eine Plug-In-Variante angelegt. "MCV heißt nicht zwingend rein elektrisch", sagt Ratz.

Für das völlig neue Mobil ließ sich BMW viel Zeit. Dauert es sonst etwas weniger als drei Jahre von der Konstruktion bis zur Serienfertigung, wird "Project i" wohl erst nach sechs Jahren in ein fertiges Fahrzeug münden. Aber dafür wird an diesem Auto sehr viel mehr neu sein als sonst. Nur eines ändert sich offenbar nicht. "Wir reden hier auch über Prestige und Wertigkeit", sagt Ratz. "Auch das MCV wird ein Premium-Modell." Will heißen: Interessenten sollten sich schon mal auf einen happigen Preis einstellen.

Quelle Spiegel Online


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